Lagerkennzahlen spielen für viele E-Commerce-Unternehmen noch eine untergeordnete Rolle. Dabei können Online-Händler die Qualität ihrer Lagerhaltung mit den richtigen KPIs genau messen, Lagerkosten reduzieren und so ihre Logistik verbessern. Wenn Sie selbst im E-Commerce tätig sind, sollten Sie bestimmte Lagerkennzahlen also kennen.
Was sind Lagerkennzahlen?
Lagerkennzahlen, oder auch Lagerkennziffern, sind Maßzahlen, mit denen Sie die Wirtschaftlichkeit Ihrer Lagerhaltung im Zuge des Controllings überprüfen können. Zu diesen KPIs gehören unter anderem Art, Menge, Ort und Lagerdauer Ihrer Waren.
Anhand dieser Kennzahlen können Sie dann entsprechende Maßnahmen ableiten, um logistische Prozesse zu verbessern oder eine Verschwendung von Gütern, Zeit und Arbeitskraft zu minimieren.
Zur Auswertung der Wirtschaftlichkeit Ihrer Lagerhaltung werden meist aktuelle Werte mit den Werten der Vorperiode oder branchenüblichen Zahlen, sogenannten Benchmarks, verglichen.
Lagerkennzahlen auch im E-Commerce wichtig
Das Fulfillment Lager ist für die meisten Online-Händler ein zentraler Bestandteil ihres Unternehmens. Denn es steht im direkten Zusammenhang mit den bestellten Lieferungen und somit auch der Kundenzufriedenheit.
Während Online-Shop und Marketingaktivitäten häufig bis ins kleinste Detail optimiert sind, gibt es im Bereich Lager jedoch noch Verbesserungsbedarf. Das liegt auch an der fehlenden Messung der Lagerkennzahlen.
Dabei ermöglicht die Auswertung der Lagerkennziffern Online-Händlern, Geld zu sparen und die Logistik zu verbessern. Und das wirkt sich wiederum auf Ihre Kundenzufriedenheit aus. Denn wenn die Prozesse optimal ablaufen, gelangen Bestellungen auch schneller zum Kunden.
Die wichtigsten Lagerkennzahlen im E-Commerce
Grundsätzlich gibt es eine ganze Menge an Lagerkennzahlen, die Sie messen können. Aber nicht jede ist für Sie unbedingt relevant. Bei bestimmten Kennzahlen kommt es etwa auf Ihre Branche oder die Größe Ihres Lagers an, damit eine Messung sinnvoll ist.
Eine Messung der folgenden fünf Lagerkennzahlen (KPI) ist aber immer empfehlenswert, wenn Sie Ihre Lagerlogistik im E-Commerce verbessern wollen.
1. Lagerbestand als KPI im E-Commerce
Der Lagerbestand gibt an, welche Menge Sie von bestimmten Gütern zum Zeitpunkt X haben. Dadurch haben Sie genaue Informationen zum Abverkauf und damit auch zum Umsatz des Produkts. Außerdem wissen Sie so auch, ob Sie nachproduzieren bzw. nachbestellen müssen.
Den optimalen Lagerbestand herausfinden
Die Auswertung dieser Kennzahl hilft Ihnen auch, den optimalen Lagerbestand Ihrer Produkte herauszufinden. Dieser spiegelt die genaue Bestandsmenge wider, die Ihr Unternehmen benötigt, um der regelmäßigen Nachfrage nachzukommen, ohne dass es zu Out-of-Stock-Situationen kommt.
Konkret geht es also darum, die maximale Rentabilität bei minimalen Lagerhaltungskosten zu erzielen. Denn abhängig von Ihrer Form und Verpackung, vom Lagerverfahren, der Wareneinlagerung und der Nachfrage sind nur bestimmte Bestandsmengen möglich oder sinnvoll.
Sind die Produkte beispielsweise in Kartonagen verpackt und stehen im Regal oder liegen die Teile einzeln in einer Lagerbox oder auf einer Palette? Auch die Größe der einzelnen Produkte spielt natürlich eine Rolle. Große Waren verbrauchen logischerweise mehr Platz als Kleinteile. Kleinteile wie beispielsweise Schrauben werden wiederum häufiger benötigt als große Maschinen.
2. Umschlaghäufigkeit als KPI im E-Commerce
Mit der Lagerkennzahl Umschlaghäufigkeit erfahren Sie, wie häufig ein Produkt durchschnittlich innerhalb eines bestimmten Zeitraums (meistens 1 Jahr) verkauft und wieder aufgefüllt wird.
Sie hilft Ihnen, Bestandsgrenzen und die Lagerhaltung zu optimieren. Stellen Sie beispielsweise fest, dass einzelne Produkte ein ganzes Jahr oder länger im Lager liegen, ist das ein Indiz dafür, dass unnötig Kapital gebunden wird. Dann sollten Sie überlegen, Bestände anzupassen oder einzelne Produkte aus dem Lager zu entfernen.
3. Lagerdauer als KPI im E-Commerce
Eng verzahnt mit der Umschlaghäufigkeit ist die Lagerdauer. Die Kennzahl gibt an, wie viel Zeit Ihre Produkte durchschnittlich im Lager verbringen. Je höher diese Zahl ist – das heißt, je länger Ihre Waren im Lager verbringen – desto mehr Handlungsbedarf besteht. Denn bei einer langen Lagerdauer von Produkten wird Kapital gebunden, wodurch Ihr Unternehmen weniger liquide ist.
4. Auftragsgenauigkeit als KPI im E-Commerce
Die Auftragsgenauigkeit spielt im E-Commerce eine enorm wichtige Rolle. Etwa ein Drittel der zurückgesandten Bestellungen lassen sich auf die Lieferung falscher oder beschädigter Artikel zurückführen. Das ist eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass Fehler beim sogenannten Picking-Prozess zu Kosten bei Retouren, Umsatzverlusten und unzufriedenen Kunden führen.
Die Auswertung dieser Lagerkennzahl zeigt Ihnen also, ob bzw. wo Sie nachbessern müssen. Ein prozessoptimierter Aufbau des Lagers oder die Nutzung von technischen Hilfsmitteln wie Bar-Scannern können in diesem Fall schon eine enorme Hilfe sein, um die Auftragsgenauigkeit zu erhöhen.
5. Pick- und Packzeit als KPI im E-Commerce
Die Pick- und Packzeit sagt Ihnen, wie effizient Ihr Kommissionier- und Versandprozess läuft. Lange Pick- und Packzeiten bedeuten im Umkehrschluss eine lange Lieferdauer für den Kunden, weil zum Beispiel Mitarbeiter nicht produktiv genug arbeiten oder weil verschiedene Kommissionierungsarten für weniger Effizienz sorgen. Im Idealfall sind Ihre Pick- und Packzeiten also kurz, damit das Produkt schnell beim Kunden landet.
Fazit
Das Tracking von Lagerkennzahlen im E-Commerce wirkt sich direkt auf Ihr Business aus. Ganz konkret hilft es Ihnen:
- Fehlerhafte Prozesse anzupassen
- Lagerfläche optimal zu nutzen
- Bestandsplanung zu optimieren
- Lagerprozesse aufeinander anzustimmen
- Weniger Kapital zu binden
Nutzen Sie deshalb das Optimierungspotenzial in Ihrem Lager und verbessern Sie so nicht nur Ihre Lagerlogistik, sondern auch Ihre Kundenzufriedenheit.