Ist Graspapier eine Alternative in der Papierherstellung? Und inwiefern bringt Graspapier die für gute Verpackung notwendigen Eigenschaften mit: Hohe Stabilität, gute Bedruckbarkeit und Recyclingfähigkeit? Der weltweite Bedarf am Rohstoff Papier steigt kontinuierlich und gleichzeitig nimmt das Bewusstsein für eine nachhaltigere Papierproduktion zu. Um bei der Papiergewinnung wirklich Ressourcen zu schonen, ist es wichtig, zwei Dinge nicht aus den Augen zu verlieren: Papierherstellung ist sehr energieintensiv, je nach Quelle wird derzeit fast jeder zweite bis fünfte gefällte Baum zur Papiergewinnung genutzt – trotz bereits sehr hohem Anteil an recyceltem Papier.
Warum sollte man Papier recyceln?
Papier besteht zu einem großen Teil aus Zellstoff. Auch in Österreich ist der Papierverbrauch immens: Rein rechnerisch hat im Jahr 2018 jeder Österreicher 218 Kilogramm Papier oder Kartons verbraucht. Das entspricht einem Gesamtverbrauch von 1,93 Millionen Tonnen. Österreich gehört damit zu den zehn Spitzenreitern beim Papierverbrauch. Trotz moderner Technologien und der Digitalisierung steigt der Papierverbrauch weiter an. Knapp jeder 5. Baum, der jährlich weltweit gefällten Bäume, liefert den Zellstoff für die Papierproduktion. Die deutsche Papierindustrie importiert 58 Prozent des eingesetzten Zellstoffs, davon 31 Prozent aus dem Amazonas-Regenwald. Die tropischen Regenwälder werden durch Abholzung zerstört. Ein Grund für die massive Zerstörung der Waldflächen ist der Papierverarbeitung geschuldet.
Obwohl Papier letztlich aus Holz, einem nachwachsenden Rohstoff, gewonnen wird, muss der Papierkonsum kritisch hinterfragt werden, insbesondere die begrenzte Produktivität der Wälder und deren Rodung. Der Rohstoff Papier kann bis zu sechsmal wiederverwendet werden, neue Forschungen gehen sogar davon aus dass Kartonverpackungen bis zu 25 Mal wiederverwendet werden können.
Bei der Aufbereitung von Altpapier werden weniger Wasser, weniger Energie und weniger Chemie benötigt als bei der Herstellung von neuem Papier.
Altpapier wird gesammelt, recycelt und danach zu neuem Papier verarbeitet. Die Altpapierquote liegt bei rund 77 Prozent und unter Betrachtung der Umweltindikatoren (Holz-, Energie- und Wasserverbrauch) ist die Ökobilanz von Recyclingpapier dem Papier aus frischer Zellulose überlegen.
Wie umweltfreundlich ist Graspapier?
Aber: Bäume brauchen Jahre zum Nachwachsen, während Gras ein innovativer, nachhaltiger und schnell nachwachsender Rohstoff ist. Das überall wachsende Naturprodukt kann bei der Herstellung von Papier und Kartons einen Teil des bislang eingesetzten Zellstoffs ersetzen. Das Graspapier lässt sich laut unserer Hersteller problemlos recyceln und auch kompostieren. Bei der Herstellung von Graspapier werden je nach Typ bis zu 50% Frischfasern aus sonnengetrocknetem Gras verwendet, das von landwirtschaftlich nicht genutzten Ausgleichsflächen stammt. Ein weiterer Pluspunkt: Die zur Gewinnung von Graspapier genutzten Wiesenflächen bieten vor dem Mähen darüber hinaus den dringend benötigten Lebensraum für Insekten und Bienen.
Es wurden Studien über die Ökobilanz und die positiven Eigenschaften des Graspapiers durchgeführt und dokumentiert.
- Bis zu 75% weniger CO2-Emissionen
- deutlich weniger Wasser- und Energieverbrauch
- viel geringerer Einsatz von Prozesschemikalien
- schnell nachwachsender Rohstoff (Monate anstatt Jahre) und damit hohe CO2 Kompensation
Graspapier: Wie ein neuer Rohstoff den Karton noch „grüner“ macht
Seit der „Erfindung“ des Papiers hat sich der Herstellungsprozess stetig entwickelt. Das Prinzip jedoch ist immer das gleiche: Die Rohstoffe Zellstoff, Halbzellstoff oder, zu immer größer werdendem Anteil auch Altpapier, werden mit Wasser aufgelöst und in Einzelfasern zerlegt. Basis für den Zellstoff bietet dabei seit jeher Holz in verschiedenster Form. Schon das Verhältnis der Rohstoffe beeinflusst die späteren Papier- beziehungsweise Kartoneigenschaften. Im weiteren Verarbeitungsprozess stehen dann jeweils auch die gewünschten Eigenschaften des fertigen Papiers im Zentrum: Reinigung, Entstippung, Dispergierung, Sortierung, Mahlung, Bleichen, Färben oder die Zugabe von Hilfs- oder Leimstoffen hängen davon ab, ob am Ende reinweißes, weiches Klopapier oder möglichst stabile Kartonage hergestellt werden soll.
Wie wird Graspapier hergestellt?
Relativ neu ist nun die Idee, für die Gewinnung von Zellstoff nicht Holz, sondern Gras zu verwenden. Die Idee stammt von einem Druckereifachmann aus Hennef. Uwe D’Agnone wollte Papier noch umweltschonender herstellen als bisher. Seine Suche nach der neuen Pflanzenfaser begann vor drei Jahren, als Alternative zu Holz oder Altpapier. Dabei fielen ihm und seinem Team auf:
Gras enthält nur ein Viertel so viel Lignin wie Holz! Für die Herstellung von Papier durchaus relevant: Lignine sind Stoffe, die für die Festigkeit von Pflanzenfasern verantwortlich sind. Bei der Papierherstellung muss das Lignin chemisch entfernt werden. Ein Arbeitsschritt, der bei der Herstellung von Papier aus Grasfasern, aufgrund der geringen Menge von Lignin, entfällt. Das macht die Herstellung billiger – aber vor allem umweltschonender!
So funktionierts: Heu wird in sehr kurzen Fasern zerkleinert, zerrieben und mechanisch zu Pellets gepresst. Diese Pellets werden dann in Papierfabriken mithilfe von Wasser zu Papier und Kartonagen verarbeitet. Dabei unterschiedet sich die verwendetet Menge an Wasser ganz erheblich von der in der „klassischen“ Papierherstellung: Zur Herstellung von einer Tonne Graspapier werden ganze zwei Liter nötig, während die gleiche Menge Papier aus Zellstoff, also Holz, 6.000 Liter Wasser verbraucht.
Verpackungen aus Graspapier
Die „Testphase“ als Verpackungsmaterial hat das Graspapier längst hinter sich gelassen: In Tests an der Universität Bonn und dem breit angelegten Test eines namhaften Onlineversenders konnte der Versandkarton aus Gras absolut überzeugen.
Gerade im Bereich der Verpackung sehen die Experten von der Universität Bonn weiterhin große Chancen für den neuen Rohstoff. Verpackungen werden nämlich noch stabiler, wenn der neue Rohstoff beigemischt wird. Darüber hinaus transportiert der Graspapier-Karton durch Optik, Haptik, aber sogar durch den leichten Geruch nach Wiese, den „grünen Gedanken“, der hinter dem Produkt steht. Ein echtes Marketing-Argument.
Verpackungen aus Graspapier können auch im Lebensmittelbereich eingesetzt werden. Nähere Informationen hierzu erhalten Sie gerne auf Anfrage.
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